Pit Morell - Von anderer Wirklichkeit
Zeichnungen
(19. September 2024 bis 15. Januar 2025)
Di - Fr 12 - 18 Uhr + Sa 12 - 14 Uhr

Pit Morell, Die Kirche von Humi, 1968, 75 x 120 cm, Tempera, Blei- und Farbstifte auf Leinwand
HUMI – oder: Vom Glück der Imagination
Kann die Welt der Fantasie ein Zufluchtsort zu sein, wenn die Wirklichkeit uns überfordert? Ist es möglich, wach und mit Hingabe unsere alltägliche Umgebung zu betrachten und sie gleichzeitig mit der tiefen poetischen Kraft unserer Seele zu verzaubern und sie uns mit dem ureigenen Blick an-zu- verwandeln?
Pit Morell, der 1939 in Kassel geborene und nun schon seit langem in Worpswede lebende Maler, Zeichner und Dichter überzeugt uns davon:
„HUMI“ - wie er sein künstlerisches Universum nennt, ist wie der Eintritt in eine andere Welt, eine Art Hobbit-Höhle wie bei Tolkien. Es liegt irgendwo am Übergang zum Fantastischen, aber nie ohne Bezug zur Realität. Es ist überall dort, „wo sich das Große im Kleinen zu erkennen gibt“, beschreibt der heitere und dem Leben zugewandte Künstler sein surreales Bilderreich voller Fabelwesen, in dem ein melancholischer, mitunter auch nostalgischer Grundton schwingt.
Die Wurzeln für Pit Morells Fantasie-Reich „HUMI“ liegen in seinem frühen Leben. Der Verlust der Kindheit und des vertrauten Lebensraums durch den Krieg im Alter von vier Jahren wurden für ihn zum Trauma. Als die Familie 1943 Obdach findet bei Verwandten im nahegelegenen Reinhardswald, beginnt hier im alten Dorf Gottsbüren für Pit „ein neues und schönes Kapitel: HUMI“ – sein ganz persönliches Refugium der Imagination. 1946 ein weiterer Schicksalsschlag: Tod der Mutter, als er sieben Jahre alt ist. Der Umzug ins Dorf Hümme, einem heutigen Stadtteil von Hofgeismar, prägt 1951 schließlich den Namen „HUMI“ - stand in diesem verwinkelten Fachwerkstädtchen doch das Dornröschen-Schloss Sababurg der Gebrüder Grimm und wimmelte es sicher im verwunschenen Reinhardswald - einem der größten Waldgebiete Hessens - von Kobolden, Elfen und Geistern.
Rückblickend sagt Morell, dass sein künstlerisches Werk auf die eigenen Grenzerfahrungen zurückgeht. Der realen Apokalypse setzt er eine imaginäre und artifizielle Welt entgegen: »Ich erlebte die Schrecknisse, den Unsinn des Krieges, den Wahnsinn und das Chaos der Irren, der sogenannten Zivilisation. Und daraus resultiert mein Werk, mit Hinweisen und Möglichkeiten der Besserung, hin zu Träumen, die einmal Wirklichkeit werden könnten…“
Seit 60 Jahren lebt der Künstler mit seiner Frau Rosmarie nun schon in Worpswede - vom Kunst-Rummel eher zurückgezogen. Auch diese reetgedeckte Wiesen-Welt der Torfstecher und pflügenden Bauern wurden fester Teil seiner unverwechselbaren Bilderwelt, deren allgemein gültige Gestalten unverwechselbare menschliche Wahrheiten vermitteln wollen, mit dem „Glück über alles Gewesene.“
Pit Morell gehört zu den herausragenden Erscheinungen der norddeutschen Kunst des 20. Jahrhunderts. Sein Werk ist in jeder Hinsicht eine Ausnahme. Es beruht auf einer großen erzählerischen und zeichnerischen Begabung. Im Durchdringen der Wirklichkeit beseelt eine neue Welt schaffen und zu Hause sein - hier wie dort! Die dem Fantastischen Realismus zuzuordnende Bilderwelt von Pit Morell entführt uns in eine faszinierende „andere Wirklichkeit“, mitten im Hier und Jetzt. Seine Arbeiten laden uns ein, die darin versteckten Botschaften für uns zu entschlüsseln und in dieser Betrachtung dürfen wir eine wunderbare Erfahrung machen: Wir spüren diesen Raum der Imagination in unserer eigenen Seele, in den wir uns jederzeit zurückziehen können und der uns in der Wirklichkeit bestehen lässt.
(Text: M.A. Barbara Brockstedt, im August 2024)
Johannes Schenk
Der Dichter als Maler
Malerei und Zeichnung
(6. Juni bis 31. August 2024)
Di - Fr 12 - 18 Uhr + Sa 12 - 14 Uhr u.n.V

Johannes Schenk, Am Zitronenkap, 1998, 93 x 170 cm, Öl auf Holz
Johannes Schenk (1941-2006), aufgewachsen in Worpswede, wurde mit vierzehn Schiffsjunge und anschließend Matrose. Bereits sieben Jahre später war er mit einem umgebauten Rettungsboot unterwegs in die Südsee. Er kam bis Casablanca, wo er seine Tätigkeit als Seemann beendete. Anschließend fand er Arbeit als Takler, Stauer und Schiffsreparierer sowie als Gärtner, Straßenarbeiter, Buchhändler und Bühnentechniker an der Berliner Schaubühne am Halleschen Ufer.
Schenk war Schriftsteller und schrieb Gedichte, Romane, Erzählungen, Theaterstücke und Texte für Kinder-Hörbücher. Er lebte seit den 60er Jahren in Berlin-Kreuzberg, wo er der Lebensgefährte der Malerin Natascha Ungeheuer wurde. Mit ihr und anderen gründete er 1969 das Kreuzberger Straßentheater.
In „Schenks Sonntagscafé“ - angesiedelt in einer leerstehenden Fabrik - hielt er Lesungen ab, u.a. mit Kurt Mühlenhaupt und Jurek Becker. Der Maler A. R. Penck trat dort mit seiner „Penck Band“ auf. In den 90er Jahren zog Schenk zurück nach Worpswede, wo er in einem Zirkuswagen lebte und als Maler tätig wurde.
Seinen Kreuzberger Drucker bezahlte er mit großen Klappbildern in Öl auf Holz gemalt, die ihn per Post als Sperrgut in Berlin erreichten. Die Galerie Brockstedt zeigt 20 Stück von diesen einmaligen Exponaten. Ähnlich wie Gauguin malte Schenk seine Vorstellung vom Paradies in der Südsee. In der Worpsweder Bergstraße, gleich neben dem Philine-Vogeler-Haus, lag bis zum Frühjahr 2013 das marode Boot "Gaaguim", das ihn fast bis in die Südsee gebracht hätte.
Schenk war oft Stipendiat:
1979 Writer-in-Residence am Oberlin College in Oberlin (Ohio/USA); 1986 Villa Serpentara-Stipendium in Olevano bei Rom; 1989 Autorenstipendium der Stiftung Preußische Seehandlung; 1997 Kester-Heusler-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung.
Er wurde Mitglied im P.E.N. - Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland - und sein Nachlass befindet sich im Archiv der Akademie der Künste Berlin.
Text: Dr. Uta Schnell
Rocco Hettwer
Die schönen Tage
Malerei und Zeichnung
(17. Februar bis 11. Mai 2024)
Di - Fr 12 - 18 Uhr + Sa 12 - 14 Uhr u.n.V.

Rocco Hettwer, Carmen - Studie - Betrachtung räumliches Drama, 2014, 45 x 30 cm, Öl auf Leinwand
Wie auch schon in den vergangenen Ausstellungen seiner Bilder in der Galerie Brockstedt ziehen uns die in fast leeren Räumen agierenden Figuren mit ihren zum Teil dramatischen Posen in ihren Bann, locken uns auf ihre ganz persönliche Lebens-Bühne, um das Rätsel ihrer expressiven Gestik und Mimik zu dechiffrieren. Malerisch fein abgestufte Farbvaleurs und dramatische Kontraste zwischen Licht und Schatten konterkarieren die spannungsvolle Stille, ja Sprach-Losigkeit zwischen seinen Hauptdarstellern: Mädchen, Frauen und Männer in jugendlichem Alter. Allen gemeinsam ist ein tiefer Ernst, ein ratloser, ja mitunter verzweifelter Blick nach innen, der dem Titel dieser Ausstellung „Die schönen Tage“ zu widersprechen scheint. Oder waren sie alle melancholisch gefangen von der Erinnerung an ein für sie „verlorenes Paradies“? Wonach suchten sie? Trotz der mit erotischem Pathos aufgeladenen Szenen scheint es hier um mehr zu gehen als den Verlust einer sexuellen Unschuld. Hatte sie der Mut verlassen, darüber miteinander zu kommunizieren und gemeinsam nach einem neuen Weg zu suchen, den sie aktiv und voller Hoffnung gestalten konnten?
Rocco Hettwer selbst über sein Ziel: „Glücklich, wenn das Ergebnis eine die Einbildungskraft stimulierende Reizwelt, einen unfasslichen Charakter hat, der die Imagination des Betrachters in dauernder, durch keine Lösungen zu befriedigende Spannung hält.“ Er ist besessen von der Idee, dass Kunst die Chance gewährt, die subjektive Sicht des Künstlers auf die zeitgenössische Realität zur Diskussion zu stellen. Denn trotz ihrer zunächst klassisch anmutenden Darstellungsweise haben seine Bildkompositionen eine Botschaft an uns Menschen von heute.
Damit steht der 1964 im sächsischen Wurzen geborenen Maler in der Tradition eines nicht zuletzt durch seine Jahre in der Kunsthochschule Weißensee geprägten Realismus, dem es jedoch nicht – wie einst in der Renaissance - um einen Wettlauf mit der Wirklichkeit geht, sondern um ein persönlich geprägtes heutiges Psychogramm des Individuums, um seine Befindlichkeiten, seine Nöte. Und wir, die Betrachter, entfalten in der Begegnung mit seinen Arbeiten durch unsere jeweils verschiedenen Geschichten und Prägungen wiederum individuelle Gedanken.
Diese aufstörenden Bilder fordern auf, uns gerade in diesen beunruhigenden Zeiten an „die schönen Tage“ zu erinnern, die jeder von uns in individuellen Bildern lebendig in sich trägt. Was hat ihre Strahlkraft ausgemacht? Was war an ihnen so lebenswert? Wenn wir uns alle zusammen auf dieses persönliche positive Idealbild besinnen und uns offen darüber austauschen, können wir mit geballter Kraft in neu daraus geschöpfter Zuversicht einen lebenswerten Weg für unsere Zukunft finden.
Feiern doch die heiter anmutenden Aquarelle des Künstlers mit leicht geschwungenem Pinsel das Spiel des Lichts auf jedem Detail: Wir müssen die Schönheit nur bewusst und wertschätzend wahrnehmen.
Text: Barbara Brockstedt M.A.
Natascha Ungeheuer
Ein Blick in ihre Bilderwelten
von 1964 bis 2023
Gemälde und Zeichnungen
(9. November 2023 bis 3. Februar 2024)
Di - Fr 12 - 18 Uhr + Sa 12 - 14 Uhr u.n.V.

Natascha Ungeheuer, Der Klavierspieler zieht um, 1993, 130 x 100 cm, Öl auf Leiwand
"Von Anfang an hatte sie eine unverwechselbare Bildsprache, die immer wieder den Menschen umkreist, mit allem – Gutem wie Bösem – was er mit sich herumträgt. Mit ihrer überbordenden Erzählfreude bannt sie im wahrsten Sinne dicht geballtes Leben auf ihre Bilder, lässt sich in ausgedehnter meisterhafter Feinarbeit liebevoll auf jedes auch noch so kleine Detail ein, das mitunter zur Entschlüsselung ihrer Botschaft beizutragen vermag.
Mit scharfen analytischen Blicken stellt sie die menschliche Psyche in all ihren Erscheinungsformen ins Rampenlicht und erklärt die erzählten Zusammenhänge bis ins Kleinste. Was dem Betrachter zunächst durch ihre sprudelnde Fantasie als Traum erscheint, schildert sie als ungeschönte Wahrheit. Und als wollte sie dies unterstreichen, entdeckt man nicht selten wiedererkennbare Gestalten ihrer eigenen Lebenswirklichkeit – oft sie selbst und Johannes Schenk.
Freigiebig lädt die Malerin uns ein, in ihren ganz persönlichen Geschichten zu verweilen, uns zu vertiefen. Erst beim genauen Hinsehen erschließen sich ihre Bildrätsel und sie entstehen aus einer Vielfalt von vertrauten Symbolen und Allegorien in unserer eigenen Fantasie neu, berühren sie doch die eigenen Bilder in unserer Seele und regen uns zu Assoziationen an."
Tino Geiss
SPATIUM
Gemälde und Collagen
(9. September bis 4. November 2023)
Di - Fr 12 - 18 Uhr + Sa 12 - 14 Uhr u.n.V.

Tino Geiss, Palme, 2019, 200 x 130 cm, Acryl auf Leinwand
"Die Räume, in die Tino Geiss uns führt, atmen Stille: Keine lebenden Menschen – lediglich ihr Abbild auf Büsten oder Gemälden – keine Tiere, nur Pflanzen schmücken die üppig möblierten Interieurs. Unsere Blicke verweilen zunächst auf den vielfältigen und malerischen realistisch ausgeführten Details, werden jedoch immer tiefer hineingelockt in neue angedeutete Perspektiven: Weitere Räume, Fenster, Türrahmen, Treppen, Emporen oder Bilder deuten dahinterliegende Ebenen an, die der Künstler collageartig mit flottem Pinselstrich in einander staffelt, als wollten diese realistisch anmutenden Räume uns in tiefere Schichten unseres Bewusstseins geleiten." (Barbara Brockstedt)
Tino Geiss: 1978 geboren in Jena; 2001 – 2003 HKD Burg Giebichenstein Halle/ Saale; 2003 – 2008 HGB Leipzig (Arno Rink, Neo Rauch);
2008 Diplom Neo Rauch, HGB Leipzig; 2008 – 2009 Meisterschüler von Ingo Meller, HGB Leipzig; 2009 Studium Royal Academy of Arts London;
2009 – 2010 Meister-schüler von Neo Rauch, HGB Leipzig; lebt und arbeitet in Leipzig.
Gabriela Torres Ruiz
The Path of Least Resistance
Eine Annäherung an natürliche Phänomene
Fotografie
(24. Mai - 11. August 2023)
Di - Fr 12 - 18 Uhr + Sa 12 - 14 Uhr u.n.V.

Gabriela Torres-Ruiz, #1 aus der Serie Mimesis (Diptychon), 2017/2018, Pigment Print / Alu-dibond, 40 x 80 cm / 2 x ( 40 x 40 cm), Ed. 1/6 + 2 AP
Wie kann Kunst dazu beitragen, dass Natur in ihrer Vielschichtigkeit wahrgenommen wird?
Und: Wie kann sie Wahrnehmung, Sensibilität und Empathie für andere Formen des Lebens sowie ein Bewusstsein für ein harmonisches Gleichgewicht zwischen menschlicher Existenz und natürlicher Welt fördern?
Mit diesen leitenden Fragen setzt sich Gabriela Torres Ruiz auseinander. Dabei ließ sie sich von Adrian Bejans Theorie "The Constructal Law" inspirieren und erforschte daran angelehnt Strömungsmuster, welche die Struktur des gesamten Universums bestimmen. Diese Strömungsmuster fand sie in Flüssen, neuronalen Netzwerken, Blitzen, in der Lunge, in der Wuchsform von Pflanzen und in sozialen Dynamiken. Jede Strömungsarchitektur auf der Erde folgt der natürlichen Tendenz, leichter fließen zu wollen. Die Evolution ihrer Bewegung verfolgt stets das Ziel, in ein Gleichgewicht zu kommen und Widerstände zu minimieren.
Gabriela Torres Ruiz sieht die Welt in Assoziationen und Verbindungen. Sie forscht nach Verwandtschaften zwischen Bewegungen, Licht, Schatten, Konturen und begegnet immer wieder Formen und Muster der Ähnlichkeit. Diptychen oder Triptychen werden von der Künstlerin miteinander in den Dialog gebracht.
Es ist die Art und Weise des Schauens, das sich an der Ähnlichkeit, der Form- und der Bewegungsverwandtschaft orientiert, das die Diptychen und Triptychen herausschält und miteinander in Dialog bringt. Dieser Blick für das, was miteinander verbunden ist, erscheint gleichzeitig ungewohnt und wunderbar. Die Welt in ihrer Verbundenheit und in ihrer Verwandtschaft wahrzunehmen, ist für uns eher fremd geworden. Das Trennende ist oft das, worauf wir uns konzentrieren. Unsere Wahrnehmung orientiert sich an dem, was wir unterscheiden können.
Verheißungsvoll erscheint uns hier der neue Weg des geringsten Widerstandes sowie die neue Art von Wahrnehmung, die uns Gabriela Torres Ruiz’ Fotografien aufzeigt.
(frei nach einem Text von Dr. Sabina Fischer, in www.natur-dialog.org vom 16.04.2021)
Alin A. Cowan
Fokus
Zeichnungen
(23. Februar - 13. Mai 2023)
Di - Fr 12 - 18 Uhr + Sa 12 - 14 Uhr u.n.V.

Alin A. Cowan, THX B, 2021, 55 x 115 cm, Mischtechnik auf Wellpappe
Alin A. Cowan zeichnet. Sie zeichnet gekonnt mit Bleistift, Kohle, Graphit, Markern oder Kugelschreiber, zumeist auf Papier und Pappe, aber auch auf Holz. Ihre zum Teil großformatigen Arbeiten zeigen Ranken, Gespinste, Äste, Adern, Linien, Organisches, Gestrüpp, Insektenartiges, Feen-Netze, surreale Albträume, aber auch traumhaft schöne Blüten und Knospen. Wohliges und Schauderhaftes liegen auf diesen Blättern eng beieinander. Die gesamte Bandbreite unserer menschlichen Emotionen, von Liebe und Hass, Träumen und Taten finden sich bei Alin A. Cowan auf einem Stück Papier wieder.
"Die neue Freiheit"
Abstraktion in Malerei und Skulptur (1917 - 2022)
(6. Oktober 2022 - 18. Februar 2023)
Di - Fr 12 - 18 Uhr + Sa 12 - 14 Uhr u.n.V.

Maria Brockstedt alias Sarah Schumann, Uruk, 1958, 85 x 119 cm, Öl auf Leinwand
Foto: Nicolai Stephan/Lüneburg
Willi Baumeister, Carl Buchheister, Walter Dexel, Otto Freundlich, Elana Gutmann, Volkmar Haase, Friedensreich Hundertwasser, Vilmos Huszár, Callum Innes, Floris Jespers, Paul Joostens, Dirk Koning, Hannah Kosnick-Kloss, Ulrich Lindow, Lou Loeber, Jupp Linssen, Thilo Maatsch, Rudolf Mauke, Henri Pfeiffer, Karl-Peter Röhl, Gust Romijn, Mark Safan, Lothar Schreyer, Maria Brockstedt alias Sarah Schumann, Kurt Schwitters, Shmuel Shapiro, Victor Vasarely, Kaifan Wang.
Die Kunst des Vergessens -
die Kunst des Erinnerns
Hoa Dung Clerget • Lucas Gabellini-Fava
Mohamed Lekleti • Fatiha Zemmouri
kuratiert von Philippe Hostaléry
(28. April - 26. August 2022)
Di - Fr 12 - 18 Uhr + Sa 12 - 14 Uhr u.n.V.

Fatiha Zemmouri, Fragility, 2022, 30 x 30 cm, Textilcollage auf Papier

Hoa Dung Clerget, Trap Lady, 2021, hier: 70 x 80 x 60 cm (variable Größen) Vietnamesische Fischreusen, Acryl, Seil

Mohamed Lekleti, Poussière d'exil, 2022, 110×160 cm, Mischtechnik auf Papier

Lucas Gabellini-Fava, Ohne Titel (10), 2022, 6 x 8 cm, Historische s/w-Fotografie, mit Feuer bearbeitet
In der multiethnischen Gesellschaft von heute hat diese Frage nach heimatlicher Geborgenheit und kultureller Identität sogar eine zentrale Rolle erhalten und ist zusätzlich durch den neuen kritischen Umgang mit dem Thema Kolonialismus und auch durch die Bedrohung seitens autokratischer Staatsformen von höchster politischer Aktualität.
So freuen wir uns besonders, gerade jetzt in der Galerie Brockstedt, die von Philippe Hostaléry kuratierte Ausstellung „Die Kunst des Vergessens -
die Kunst des Erinnerns“ zu zeigen, in der vier internationale Künstlerinnen und Künstler mit ihren z.T. extra für diese Schau kreierten Werken das Thema Kolonialzeit konzeptionell aufarbeiten. Bedeutsame Reminiszenzen in unterschiedlichsten Materialien aus ihren Heimatländern erzählen in symbolträchtigen Bild-Metaphern ihre ganz persönliche Geschichte und laden uns ein, über diese ausdrucksstarken Objekte mit ihnen in einen fruchtbaren Dialog zu treten.
Isabel Quintanilla
Gemälde und Zeichnungen
(10. Oktober 2021 - 9. April 2022)
Di - Fr 12 - 18 Uhr + Sa 11 - 14 Uhr u.n.V.

Isabel Quintanilla, Roma, 1998/99, 135 x 220 cm, Öl auf Leinwand
Isabel Quintanilla
1938 in Madrid geboren; Malerin, Zeichnerin;
Kunst- u. Gewerbeschule in Madrid; Staatsexamen in Kunst (Malerei) an der Universität Complutense in Madrid; 1960 Heirat mit Francisco López; schließt sich der Gruppe der Madrider Realisten an; Reisen nach Frankreich, Griechenland, Deutschland; 1987 Kunstpreis der Stadt Darmstadt; 2017 in Madrid gestorben.
Rocco Hettwer
Szenario
(10. Juni - 15. September 2021)
Di - Fr 12 - 18 Uhr + Sa 11 - 14 Uhr u.n.V.

Rocco Hettwer, Lilli im blauen Kleid, 2020, 120 x 80 cm, Öl auf Leinwand
Wer die Bildschöpfungen des nun zum wiederholten Male in der Galerie Brockstedt gezeigten, 1964 im sächsischen Wurzen geborenen Malers Rocco Hettwer einmal gesehen hat, weiß, dass es ihm um die spannungsvolle Inszenierung von Figur im Raum geht. Immer wieder lässt er seine Figuren auf einem mit Licht und Schatten dramatisierten Bühnenraum agieren und steigert damit ihre Ausdruckskraft.
Damit steht er in der Tradition eines nicht zuletzt durch seine Jahre in der Kunsthochschule Weißensee geprägten Realismus, dem es jedoch nicht – wie einst in der Renaissance - um einen Wettlauf mit der Wirklichkeit geht, sondern um ein persönlich geprägtes heutiges Psychogramm des Individuums, um seine Befindlichkeiten, seine Nöte. Und wir, die Betrachter, entfalten in der Begegnung mit seinen Arbeiten durch unsere jeweils verschiedenen Geschichten und Prägungen wiederum individuelle Gedanken.
Accrochage
Gemälde zeitgenössischer Kunst aus den Beständen der Galerie
Annette Schröter, Tino Geiß, Johannes Grützke und Christoph Steinmeyer
(14. April - 31. Mai 2021)
Di - Fr 12 - 18 Uhr + Sa 11 - 14 Uhr u.n.V.
Tino Geiß
Gemälde und Collagen
12.11.2020 - 27.03.2021 in Berlin
"Tino Geiß, 1978 in Jena geboren, gehört zu den Jüngsten, die das gründliche Studium der Malerei in der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst bei den bekannten Lehrern Arno Rink und Neo Rauch beendet haben und ein akademisches Ethos weitertragen. Geiß hat sich als Student in der Casa Baldi in Olevano, in Rom in der Bibliotheca Hertziana und der Villa Medici, im Sir Soane‘s House in London, Kairo und Bangkok aufgehalten und dennoch nie aufgehört, in einem begrenzten ikonografischen Feld zu arbeiten. Das Oeuvre besteht in großen Teilen aus Interieurs und Blumenstillleben und folgt darin der Typologie niederländischer Malerei des 17. Jhs. Durch die Konzentration auf historisch sanktionierte Themen, steigert Tino Geiß seine Fokussierung auf die Malerei; als Maler des 21. Jhs stellt er sich selbst die Aufgabe, im Regelwerk von historischen Kompositionen eine neue Bildsprache zu finden." (Wolfgang Becker, 2017)
Positionen der Moderne
Von Max Klinger bis Willi Baumeister
Willi Baumeister • Carl Buchheister • Peter Foerster • Otto Freundlich • Conrad Felixmüller • George Grosz • Vilmos Huszár • Max Klinger • Hannah Kosnick-Kloss • Jeanne Mammen • Georg Meistermann • Johannes Molzahn • Richard Müller • Jozef Peeters • Christian Schad • Rudolf Schlichter • Lothar Schreyer • Kurt Schwitters • Bruno Voigt • Wiiliam Wauer • Erich Wegner
1. Juni - 15. August 2020 in Berlin
Ein Multitalent in "Der Sturm" der 10er und 20er Jahre Berlin
Skulptur - Malerei - Zeichnung
Anläßlich des 1. Todestages von Hans Brockstedt zeigen wir Meisterzeichnungen von
Horst Janssen und Fotos von beiden.
30. Oktober – 15. März 2019
Zwischen De Stijl und Bauhaus
Eine niederländische Künstlerin der Avantgarde
14. September - 20. November 2018


Damit steht er in der Tradition eines nicht zuletzt durch seine Jahre in der Kunsthochschule Weißensee geprägten Realismus, dem es jedoch nicht – wie einst in der Renaissance - um einen Wettlauf mit der Wirklichkeit geht, sondern um ein persönlich geprägtes heutiges Psychogramm des Individuums, um seine Befindlichkeiten, seine Nöte. Und wir, die Betrachter, entfalten in der Begegnung mit seinen Arbeiten durch unsere je verschiedenen Geschichten und Eigenarten wiederum individuelle Gedanken.

Als ausgebildeter Grafiker führt Geiss das grafische Element der Linie – den Klebestreifen – in die figürliche Darstellung ein. Durch die mehrfache Überarbeitung seiner Collagen mit den Mitteln der Schichtung, der Decollage und der Übermalung erhalten seine Werke eine beinahe dreidimensionale haptische Qualität. Zum ersten Mal in Hamburg sind seine aus der Vogelperspektive gesehenen großen Stadtlandschaften in Grisaille zu sehen.Neuer Text
24. Februar - 24. April 2018
So verwundert es nicht, dass ihn bei einem Besuch des in der Nähe von Madrid gelegenen Städtchens Chinchón, die traditionelle Fiesta in seinen Bann zog. Dort wird der Stier in einer Hatz durch die Straßen getrieben – er wird nicht getötet, sondern dieses bei den Spaniern als Volksfest begangene Treiben hat „eine gewisse Selbstverständlichkeit oder fast Beiläufigkeit im Jahreszyklus.“ Gerade dieser alltägliche Moment interessiert den Künstler, der ihn mit seinem meisterhaft geführten Tuschpinsel in Momentaufnahmen auf das Papier bannt.
Uns, die Betrachter, holt er mitten hinein in diese Fiesta, als sei es eine Szene aus unserem eigenen Alltag, den er durch sein künstlerisches Auge mit Licht und Schatten zum Fest werden lässt.
Trotz seiner zunächst klassisch anmutenden Darstellung also eine Botschaft an den Menschen von heute – begreifen wir doch unser Leben als dramatische Momentaufnahmen eines Films – fesselnd und doch mit augenzwinkernder künstlerisch kreativer Distanz!
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SALUSTIANO jedoch schafft mit seiner Kunst eine neue Welt: Er irritiert uns mit rätselhaften Elementen bei seinen Figuren, sucht einen Bruch in ihrer Schönheit; ein Tattoo auf der Haut, eine Zigarette in der Hand oder Pistolenkugeln im Hintergrund halten Einzug in den Frieden des Bildes. Durch ihre zeitgenössische Kleidung bezieht der Maler ganz klar eine Position in unserer heutigen Zeit.
Jeder von uns „macht“ sich sein eigenes Bild von diesen seltsam in abstrakte Räume entrückten Gestalten. Bestimmend jedoch bleibt der Wunsch des Künstlers, die uns umgebende Wirklichkeit durch Poesie zu bereichern, der sich in seinen Bildern niemand zu entziehen vermag, der Wunsch, „plötzlich Erfüllung und Sonne zu haben.“
Beim Nachdenken darüber, dass es absolute Perfektion nicht geben kann, entwirft er in Worten die Kunstform des „Präsens Plusquamperfekt“ als anzustrebendes Ideal: „Aus diesem Grunde treffe ich in diesem Augenblick die Entscheidung, dass der gegenwärtige Moment perfekt sein wird. Und da ich mich nie mit wenig zufrieden gebe, verlange ich, er soll nicht nur perfekt, sondern plusquamperfekt sein.“